Hier stehen oft gestellte Fragen – die sogennanten Frequently Askes Questions – rund um’s Segelfliegen und ihre Antworten dazu:
1. Wie startet ein Segelflugzeug?
Bei uns am Flugplatz gibt es drei Startarten: Windenstart, Flugzeugschlepp und Eigenstart. Beim Windenstart wird das Segelflugzeug an einem Metallseil mit 1.000m Länge Länge eingehängt. Beim Einziehen des Seils durch die Winde beschleunigt das Segelflugzeug und hebt ab. Wie im Sportwagen wird das Flugzeug von 0 auf 100km/h in 3 bis 4 Sekunden beschleunigt beschleunigt und wird innerhalb von weniger als 1 Minute von 0m auf 400-500m Ausklinkhöhe geschleppt! Diese Startart ist sehr günstig und wird deshalb hauptsächlich eingesetzt.
Beim Flugzeugschlepp zieht unser Motorflugzeug oder unser Motorsegler das Segelflugzeug an einem Seil auf die gewünschte Höhe, meist um die 1.000m Höhe. Den Flugzeugschlepp (kurz „F-Schlepp“) nutzen alle, die einen längeren Flug machen möchten und sich nicht erst durch Thermik hocharbeiten möchten.
Etwas besonderes ist unser High-End Flugzeug, der Arcus M. Er hat einen ausklappbaren Motor im Rumpf, mit dem er selbst starten kann. Der Vorteil dabei ist, dass man auch mal unter der Woche fliegen kann und keine weiteren Helfer braucht.
2. Wie fliegt ein Segelflugzeug?
Das Segelflugzeug wird entweder mit einer Winde oder einem Motorflugzeug in die Luft gezogen. Aus der erreichten Höhe gleitet das Segelflugzeug dann zu Boden. Die aerodynamisch geformten Flächen sorgen dabei für den nötigen Auftrieb, damit der Segler nicht zu schnell an Höhe verliert. Bei der Landung fährt der Pilot Klappen an den Flächen aus, die die Aerodynamik negativ beeinflussen, so dass das Flugzeug schneller sinkt. So kann der Landeanflug exakt gesteuert werden. Segelflugzeuge müssen jedoch nicht immer sofort wieder landen (siehe Erklärung bei der nächsten Frage).
3. Wie können Segelflugzeuge viele hundert Kilometer weit fliegen?
Während des Gleitfluges versucht der Segelflieger Thermik zu finden. Thermik entsteht dadurch, dass die Sonneneinstrahlung den Boden erwärmt und der Boden die darüber befindliche Luft. Ab einer bestimmten Temperatur steigt diese vom Boden auf,weil sie wärmer ist, als die Umgebungsluft. Dies nutzt der Segelflieger, um Höhe zu gewinnen. Durch ständiges Kreisen bleibt er innerhalb des Aufwindes und „klettert“ so mit der aufsteigenden Luft nach oben. Beim Streckenflug gleitet er dann wieder abwärts bis zum nächsten Aufwind, gewinnt dort wieder Höhe, gleitet zum übernächsten usw. Die Kunst dabei ist, einen möglichst starken Aufwind zu finden und auf dem Weg zwischen den Aufwinden möglichst wenig Höhe zu verlieren.
Manche Segelflugzeuge, wie unser Duo Discus T oder der Arcus M besitzen einen Motor. Trotz Motor sind dies richtige Segelflugzeuge, die mit ausgeschaltetem und eingefahrenem Motor genauso gut fliegen, wie ein reiner Segler. Reicht die Thermik nicht aus, um den Heimatflugplatz zu erreichen, haben diese Flugzeuge aber den Vorteil, dass man bei ihnen den Motor ausfahren und einschalten kann. So hat der Pilot die Möglichkeit, wieder Höhe zu gewinnen und bis zur nächsten Thermik oder zum Flugplatz weiterzufliegen.
Der Höhenweltrekord liegt übrigens (momentan noch) bei über 15.000 Metern (siehe hier), die weiteste geflogene Strecke bei über 3.000 km (siehe Artikel bei Spiegel, FAZ und Schempp-Hirth).
4. Wie hoch darf ein Segelflugzeug fliegen?
Das kommt ganz auf den jeweiligen Luftraum an, in dem man fliegt. Direkt über dem Segelflugzentrum Augsburg beginnt schon der Luftraum für den Münchner Flughafen, weshalb wir dort bis maximal ca. 2.600 Meter über Meeresspiegel aufsteigen dürfen, was man jedoch eh nur bei seltenen Wetterlagen erreichen kann. Näher Richtung München müsste man wegen des dortigen Flughafens jedoch immer niedriger fliegen. Nach Norden, Westen und Süden gibt es dagegen von Augsburg aus nur sehr wenige Einschränkungen. Gibt es keine besonderen Vorschriften, dann dürfen Segelflugzeuge bis ca. 3.000 Meter Höhe fliegen – mit Genehmigung noch höher. Wenn jedoch eine Wolkendecke tiefer liegt (was meist der Fall ist), dann fliegen die Segelflugzeuge darunter.
5. Wie schnell fliegt ein Segelflugzeug?
Die Geschwindigkeit eines Segelflugzeuges liegt meist in dem Bereich eines Autos auf der Autobahn, also zwischen 100 und 200km/h. Beim Kreisen in der Thermik zum Höhe gewinnen fliegt man mit bis zu 70-90km/h langsamer, je nach Flugzeug. Zum schnell vorwärts kommen zwischen den Wolken kann man je nach Zulassung des Flugzeugs ordentlich „Gas“ geben bis zu einer Maximialgeschwindigkeit von bis zu 300km/h . Allerdings gilt die Regel: je schneller man fliegt, desto mehr Höhe geht verloren, die man sich mühsam wieder in der Thermik erarbeiten muss –> das Kreisen beginnt von Neuem.
6. Wie lange kann ein Segelflugzeug fliegen?
Die Dauer eines Fluges hängt vom Wetter ab – das kann zwischen 5 Minuten und 9 Stunden sein. Werden Strecken von mehreren hundert Kilometern zurückgelegt, dann benötigt dies auch eine gewisse Zeit. Findet ein Pilot beim ersten Anlauf keinen Aufwind (Thermik), so landet er nach ein paar Minuten wieder und versucht es mit einem erneuten Start.
7. Was ist wenn es keinen Wind mehr gibt? Oder besser: Was ist, wenn kein Aufwind mehr vorhanden ist?
Segelflugzeuge brauchen Aufwinde, nicht normale horizontale Winde. Ein Aufwind, der stärker ist, als diese Sinkrate des Flugzeugs, lässt das Flugzeug steigen. Wenn es mal keine Aufwinde mehr gibt, dann landet man als Flugschüler wieder auf dem Heimatflugplatz, von dem man sich in der Schulung meist nie weit entfernt und immer im Bereich bleibt, dass man es wieder zurück schafft. Als fortgeschrittener Schüler oder Scheinpilot versucht man, einen anderen Flugplatz anzusteuern, wenn man weiter vom Heimatflugplatz entfernt ist.
8. Was ist, wenn der Flugplatz nicht mehr erreichbar ist?
Dann landet man auf einem geeigneten Feld. Jedes Segelflugzeug ist hierfür konstruiert. Dies ist keine „Notlandung“, wie oftmals fälschlicherweise in Zeitungen geschrieben wird, sondern eine ganz normale „Außenlandung“, die man auch während der Ausbildung mit einem Fluglehrer gemeinsam übt. Außenlandungen auf einem Feld oder einer Wiese sind für Segelflugzeuge von der Behörde ausdrücklich erlaubt.
9. Was ist, wenn das Schleppseil beim Start reißt?
Hierfür wird im Rahmen der Ausbildung mit einem Fluglehrer mehrmals das richtige Verhalten geübt. Im Ernstfall kann man dann richtig und schnell reagieren und trotz Seilriß wieder sicher landen.
10. Was ist, wenn man durch ein „Luftloch“ fliegt?
Es gibt keine Luftlöcher, denn es ist immer Luft um uns herum. Das plötzliche Durchsacken oder Anheben eines Flugzeuges ist bedingt durch die Bewegung von Luftmassen in seiner Umgebung. Da kein „luftleerer Raum“ entstehen kann, muß für die Luft, die an einer Stelle als Thermik aufsteigt, an anderer Stelle kältere Luft absinken. Fliegt man nun mit einem Segelflugzeug durch eine aufsteigende Luftmasse und gerät plötzlich in eine sinkende, so bekommt man das Gefühl, in ein „Luftloch“ gefallen zu sein. Aber das ist auch schon alles. Turbulenzen können auch durch Winde ausgelöst werden, die auf Hindernisse treffen wie Berge, Häuser oder Bäume.
11. Wann und wie kann man die Ausbildung beginnen?
Die Ausbildung zum Erwerb der Fluglizenz für Segelflugzeuge (Sailplane Pilot License, kurz „SPL“) kann man bereits mit 14 Jahren beginnen. Zum Erhalt der Lizenz muss man mind. 16 Jahre alt sein, was aber zeitlich genau passt, da die im Verein die Ausbildung ca. 2 – 3 Jahre dauert. Wenn man die Ausbildung bei uns beginnen will, dann muss man dem AVS beitreten. Besuchen Sie uns einfach in unserem Vereinsheim, auf dem Segelflugzentrum, rufen Sie an oder schreiben Sie eine E-Mail.
12. Wie lange dauert es, bis man alleine fliegen darf?
Im Allgemeinen hängt es von jedem selbst ab, nach welcher Zeit sie/er den ersten Alleinflug macht. Das kann nach wenigen Monaten oder erst nach über einem Jahr der Fall sein. Bei der Schulung in einem Verein stehen für die Ausbildung in der Regel nur die Wochenenden und Feiertage zur Verfügung. Oft gibt es aber am Flugplatz Mühlhausen auch Schulungslager in den Sommerferien, durch die die Ausbildung stark beschleunigt wird. Wie beim Autoführerschein hat aber auch das Lebensalter, die Auffassungsgabe und das Gefühl für den Umgang mit Technik einen Einfluss auf die Dauer der Ausbildung. Letztlich bestimmt aber den Zeitpunkt des ersten Alleinfluges der Fluglehrer, wenn er den Eindruck hat, daß der Fluschüler „reif“ dafür ist.
13. Ist Segelfliegen gefährlich?
Segelfliegen ist nicht risikoreicher als die meisten anderen Sportarten, wenn man die allgemeinen Regeln des Luftverkehrs beachtet, sich nicht selbst überschätzt und gewissenhaft zu Werke geht. Disziplin und Zuverlässigkeit sind Eigenschaften, die jeder angehende Pilot mitbringen sollte. Natürlich kann kein Segelflugzeug die physikalischen Grenzen überschreiten. Um diese kennenzulernen, gehören zur Segelflugausbildung sowohl praktischer als auch theoretischer Unterricht, der von den ehrenamtlich arbeitenden Fluglehrern gestaltet wird.
Alle Flugzeuge des Vereins werden zudem jährlich durch einen vom Luftfahrt-Bundesamt lizenzierten Prüfer komplett kontrolliert, wie Autos durch den TÜV. Zusätzlich haben unsere erfahrenen Werkstattleiter aber auch das ganze Jahr die Flugzeuge im Auge, um etwaige Beschädigungen sofort zu erkennen und auszubessern.
14. Ist Segelfliegen teuer?
Jedenfalls nicht teurer als beispielsweise Skifahren, Surfen, Squash, Tennis, Sportschießen oder ähnliches. Wer sich engagiert an den anfallenden Arbeiten auf dem Flugplatz oder in der Vereinswerkstatt beteiligt, fliegt günstig. Für Jugendliche gibt es zusätzlich Sondertarife, durch die das Fliegen preiswerter wird. Die erfahrenen Fluglehrer des AVS arbeiten ehrenamtlich, sodass hierfür keine weiteren Kosten anfallen.
15. Muss man ein eigenes Segelflugzeug kaufen?
Nein! Der Verein stellt Segelflugzeuge zur Verfügung, die den fliegerischen Fähigkeiten der Piloten entsprechen. So besitzt der AVS alles von der einfachen doppelsitzigen Schulmaschine ASK21 bis zum eigenstartfähigen Hochleistungsdoppelsitzer Arcus M.